6 Feinde der Konzentration
Beim Vergleich von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Personen haben Forscher folgendes herausgefunden: Ein entscheidender Faktor, der den Unterschied macht, ist die Fähigkeit seine Konzentration aufrecht erhalten zu können. Die Höchstleister waren weniger von irrelevanten Reizen abgelenkt und machten sich weniger Sorgen und Gedanken um das Resultat ihrer Arbeit. Deshalb ist es ein erster guter Schritt, um deine Konzentration – und Kletterleistung – zu verbessern, das Bewusstsein für die Feinde der aufgabenrelevanten Fokussierung zu schaffen. Im Folgenden sind sechs übliche Konzentrationskiller oder Konzentrationsfänger aufgelistet.
1. Fokussierung auf die Mechanik von gut gelernten Fähigkeiten
Fähigkeiten und Kletterzüge, bei denen du bereits eine hohe Kompetenz erlangt hast (autonome Lernstufe), sollten in das Unterbewusstein verschoben werden. Wenn du dich extra auf die Durchführung von bereits gut gelernten Bewegungen fokussierst, führt dies oft zu mechanischen, weniger effizienten Bewegungen und lenkt deine Konzentration von anderen aufgabenrelevanten Zielen ab.
2. Sich zu sehr mit inneren Gefühlen und Erschöpfung beschäftigen
Während du gelegentlich deine internen Zustände prüfen musst, solltest du dich nicht zu sehr mit ihnen beschäftigen, da dadurch die externe Fokussierung beinträchtig und damit die Leistung gehemmt wird. Ein gemeinsames Merkmal von hartgesottenen Kletterern ist die Fähigkeit, sich von Ermüdung und Schmerzen eines erschöpfendes Trainings oder Kletterversuchs geistig loszulösen. Es ist eine Tatsache, dass die Gedanken an die Strapazen und zunehmende Ermüdung während des Kletterns diese Gefühle noch vergrößern. Damit wird auch die Tür zu ernsthaften Gedanken ans Aufgeben geöffnet. Sich von solchen verletzungsungefährlichen „guten Schmerzen“ loszulösen und jegliche Gedanken ans Aufgeben sofort zu verwerfen, befähigt dich bisherige Limits zu überschreiten und das Außergewöhnliche zu erreichen.
3. Unterhaltsame, unproduktive Selbsgespräche
Gesprochene und gedankliche Selbstgespräche sind ein natürliches und fast immer präsentes Merkmal unseres Unterbewusstseins. Aber die Natur und die Qualität dieser Selbstgespräche ist nicht immer zu unseren Gunsten. Negative Selbstgesräche sind ein mächtiger Konzentrations- und Leistungskiller, weil sie die Aufmerksamkeit nach innen, auf ärgerliche oder ängstliche Gedanken lenken. Daher ist es wichtig, dass du positive und produktive Selbstgespräche führst. Sie sollen dir helfen den Fokus zu halten, die Bewegungsausführung zu unterstützen und die Motivation aufrechtzuerhalten. Bemühe dich in allem was du tust positive Selbsgespräche zu führen. Das wird dir helfen auch in schweren Zeiten einen mächtigen Verbündeten zu haben.
4. Schwelgen in der Vergangenheit
Das Wesentliche der wirksamen Konzentration im Sport ist voll in der Handlung des Augenblicks verknüpft. Wenn du über die Vergangenheit nachdenkst und deine Gedanken mit Fehlern oder anderen irrelevanten Ereignissen belastest, wird das deine Leistung in der Gegenwart sehr schnell verringern oder gar zunichte machen. Für erfolgreiches Klettern ist es daher wesentlich, das du mit deinen Gedanken bei der aktuellen Sache bleibst und über die bisherigen Erfahrungen nur solange nachdenkst, wie es für die strategische Planung und dein Risikomanagement kurzfristig notwendig ist.
5. Sinnieren über die Zukunft
Das gedankliche Vorrausschauen in die Zukunft und das Sinnieren über einen möglichen sportlichen Erfolg, vereiteln die aufgabenrelevante Konzentration und behindern deine Leistungsfähigkeit. Es ist sogar noch schlimmer: Gehen diese zukunftsorientierten Gedanken in Richtung Versagen, dann erzeugen diese Druck und Angst, was dieses unerwünschte Ergebnis noch wahrscheinlicher macht! Kontrolle über die Konzentration und beim Klettern dein Bestes geben zu können verlangt also, dass du dich vom ergebnisorientierten Denken distanzierst und dich komplett mit der aktuellen Situation arrangierst.
6. Visuelle und akustische Ablenkungen
Wir leben in einer Welt allgegenwärtiger Ablenkung, steil ansteigender Fälle von ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) und ein fast unbegrenztes Potenzial für elektronische und soziale Beschäftigungen. Wenn du es all diesen Störungen erlaubst, dein Gehirn zu belasten, wird es schwer werden über einen ruhigen, gegenwärtigen mentalen Zustand zu verfügen und diesen aufrecht zu erhalten Der erste Schritt eine bessere Konzentrationsfähigkeit zu entwickeln, besteht also darin, die Ablenkungen in allen Lebensbereichen systematisch zu beseitigen. Bemühe dich beim Klettern alle möglichen Störfaktoren zu beseitigen, bevor du in die Tour einsteigst. Versuche dich in deiner Tour in einen Zustand zu versetzten, in dem du alle ablenkenden Menschen oder Geräusche ausblendest. Trainiere dies bei jeder Klettereinheit. Abschließend sei gesagt: Dein mentaler Zustand kann stark profitieren, indem du einige der Störfaktoren für die Konzentration in deinen Nichtkletternstunden beseitigst. Welche elektronischen Geräte kannst du abschalten (oder dich gar von ihnen trennen) und welche andere Maßnahmen kannst du ergreifen, um aufgabenirrelevante Reize und Ablenkungen zu reduzieren? Auszahlen wird sich das in einer verbesserten mentalen Klarheit, Konzentration und Selbstbewusstsein.
Was sind deine Konzentrationskiller?
Mache eine Liste mit den Dingen, die häufig deine Konzentration in alltäglichen Aktivitäten und beim Klettern stören. Wenn nötig, schließe die Augen und versetze dich gedanklich in eine kürzliche Klettersituation, in der du kämpfen musstest, um konzentriert und bei der Sache zu bleiben. Welche Gedanken, Reize, Menschen oder andere Umwelteinflüsse haben es dir schwer gemacht fokussiert zu bleiben? Bemühe dich, den Einfluss dieser Konzentrationsstörer zu verringern oder zu beseitigen – du wirst durch eine verbesserte Konzentration reich belohnt werden!
Möchtest du noch mehr erfahren? Dann lese dies: 5 Strategien zum Schärfen der Konzentration um besser zu klettern!
Übersetzt mit freundlichem Einverständnis von Eric Hörst von trainingforclimbing.com.
Originalartikel von Eric Hörst erschienen am 21.08.2016 auf trainingforclimbing.com |