Bau eines Campusboards – Design, Maße und Neigung
Die wichtigsten Maße und Winkel
An Campusboards fallen auf den ersten Blick die daran angebrachten Leisten auf. Diese sind aber relativ leicht austauschbar. Unscheinbarer, aber dennoch wesentlich, sind die Neigung des Boards und die Dimensionierung des Fußraums! Der Fußraum ist definiert durch den vertikalen Abstand der ersten Leiste zum Boden und dem horizontalen Abstand zur Trittzone.
Durch das Training an verschiedenen Campusboards in den letzten Jahren kann ich folgendes sagen: Kein Campusboard ist gleich und gerade Boards mit ungünstigen Maßen fallen schnell auf. Damit die Empfehlungen zu den wichtigsten Maßen nicht versteut im Text verloren gehen, erfolgt gleich zu Beginn eine Auflistung – die Erklärungen dazu kommen dann unten im Text:
- Neigungswinkel: 18° (oder im Bereich 16°-20°)
- Abstand zum Boden (Matte!): 1,50m
- Horizontaler Abstand zur Trittzone: 75cm
- Vertikale Mindesthöhe des Griffbereichs: 95cm
Neigungswinkel
Die am häufigsten gestellte Frage ist die des Neigungswinkels. Das Original Campusboard von Wolfgang Güllich hat eine Neigung von ca. 12°. Metolius empfiehlt dafür 15°. Ich empfehle das Board mit 18° Neigung sogar noch etwas steiler zu machen. Bei langen Hangelübungen wie Up & Down ergibt sich so eine bessere Beinfreiheit. Bei 15° muss ich schon ein wenig darauf achten, mit den Beinen nicht das Board zu streifen.
Die Ellenbogen sind ein weiterer Grund das Board mit 18° steil genug zu machen: Die aggressive Gelenkstellung bei weiten Blockierzügen an zu wenig geneigten Boards begünstigt den sogenannten Tennisellenbogen (Epikondylitis).
Wer die 18° nicht mag: 16° sind für mich das Minimum, 20° Neigung das Maximum, was ich empfehlen kann. Ein neigungsverstellbares Campusboard ist nicht notwendig.
Zu beachten: Umso steiler das Board wird, desto flacher wird die Grifffläche der angebrachten Leisten. 11° hinterschnittene Leisten fallen bei einem 18° geneigten Board also um 8° ab.
Weitere Neigungswinkel berühmter Campusboards:
- das Board auf der Moon Website soll etwa 17° haben
- Jerry Moffatts Foundry Board in Sheffield soll 20° steil sein
Ich trainierte diesen Winter häufig am Campusboard und wurde verdammt stark. Ich ging raus und kletterte sofort 8b+. Ich konnte sie in wenigen Versuchen klettern. *
(* Jerry Moffatt – “I trained on [the Campus board] stacks that winter and got dead strong. I went out and climbed 8b+ [5.14a] straight away. I was doing them in a couple of tries.”)
Höhe der ersten Leiste und horizontaler Abstand zur Trittzone
Zwei weniger beachtete Maße sind der Abstand der ersten Leisten zum Boden und deren horizontaler Abstand zur Trittzone. Diese beiden Maße hängen etwas voneinander ab und sollen Platz für die Beine sicherstellen und einen komfortablen Start der Übungen ermöglichen. Als Höhe der ersten Leiste hat sich Brusthöhe oder noch etwas höher als gut erwiesen. Also 1,50m vielleicht auch 1,60m oder 1,70m (Metolius empfiehlt im Gegensatz dazu nur 1,20m Starthöhe). Wer daheim noch eine Bouldermatte unterlegen muss, sollte die Höhe der Bouldermatte mit berücksichtigen. Bei niedrigeren Boards fängt man die Übungen sonst nicht mehr gerne an der ersten Leiste an. Das erschwert aber während der Übungen das Abzählen der Leisten und macht das Training nicht mehr so leicht reproduzierbar. Vor allem aber verliert man den Freiraum für Hüfte und Beine.
Ich würde sogar zugunsten dieser Mindeststarthöhe von 1,50m das Campusboard im oberen Bereich etwas kürzer machen, wenn die räumlichen Gegebenheiten zu einem Kompromiss zwingen. Für die meisten und besten Übungen (z.B. Pull Through) werden nicht mehr als 95cm Höhe der Leistenreihe benötigt! Ja – ich halte die Klassiker wie Up & Down und die Double Dynos nicht für die besten Übungen am Campusboard (was aber auch nicht heißt, dass diese Übungen schlecht wären).
Dass ein Abstand zur Trittzone hier Erwähnung findet, bedeutet gleichzeitig, dass eine Trittzone unerlässlich für ein gutes Campusboard ist. Hier würde ich vier durchgehende Trittleisten im Abstand von 20cm anbringen. Tiefe der abgerundeten Trittleisten: 15mm-10mm. Kleiner Tipp: Wenn die Trittleisten mit kleiner Tiefe gewählt werden, sollten sie der Stabilität wegen etwas breiter sein. Also wenigstens 20mm. Sonst werden sie durch die Trittbelastung relativ schnell brechen.
Vertikale Höhe des Griffbereichs
Eine super Höhe des Griffbereichs des Boards wären 1,85m. Noch höher kann man sich natürlich gerne Wünschen, ist aber Luxus. Mit 1,85m Höhe des Griffbereichs plus 1,50 Fußbereich kommt man so auf eine Mindestraumhöhe von 3,35m. Sicherlich ein gängiges Maß für Boulderhallen. Aber wer privat nicht gerade in einer Jugenstilvilla wohnt, wird aus Platzgründen kleiner dimensionieren müssen.
Ähnlich verhält es sich mit der Breite des gesamten Boards: Von sechs Metern darf man träumen, mit zwei bis drei Metern ist schon sehr viel machbar. Minimum sind 85cm für wenigstens zwei Leistenreihen.
Weitere Maße und Empfehlungen
- Mindestraumhöhe von 2,50m
- Luxusraumhöhe von 3,35m und mehr
- Mindestbreite von 85cm für wenigstens zwei Leistenreihen
- Luxusbreite von drei Metern und mehr
- 5cm Abstand dazwischen den Leistenreihen
- vier durchgehende Fußleisten im Abstand von 20cm
- Tiefe der abgerundeten Trittleisten: maximal 15mm, minimal 10mm
- ein glattes, hautschonendes Holz für den Griffbereich verwenden
Die Campusleisten
Die Größe der Campusleisten ist sehr individuell und vom Platz am Board abhängig. Für Einsteiger in das Campusboardtraining würde ich 35mm und 27mm empfehlen. Die kleineren Leisten sind den Campusboardexperten vorbehalten. Die großen Aufwärm- oder Athletikleisten, wie 100mm Rundhölzer, sind zwar toll, aber man muss den Platz und das nötige Kleingeld dafür haben. Egal welche Form und Größe – Campusleisten müssen entsprechend abgerundet sein, damit die Kraft und nicht die Schmerzresistenz trainiert wird. Als Material halte ich Holz für unschlagbar. Kunststoffleisten würde ich nicht an mein Board nicht machen!
Als Leistenlänge sind 40cm bis zu einer Leistentiefe von 35mm ausreichend. Bei den großen Rundhölzern und Athletikleisten kann durchaus zu 60cm Länge gegriffen werden.
Der Abstand zwischen den Leisten kann zwischen 10cm und 30cm gewählt werden. Für kleinere Leisten bieten sich etwas kürzere Abstände als für die großen Leisten an. Etwas kürzere Abstände sind zwar grundsätzlich besser, aber natürlich auch eine Kostenfrage. Mit kürzeren Abständen ist das Training besser skalierbar. Wenn ein Zug ein wenig zu hart ist, kann mit kürzeren Abständen schneller der nächste Level erreicht werden.
Folgende Abstände können als Richtlinie empfohlen werden:
Größe | Abstand | Länge |
---|---|---|
Klein (15mm und 19mm) | 12cm bis 15cm | 40cm |
Medium (27mm und 35mm) | 15cm bis 20cm | 40cm |
Groß (58mm und 100mm Rund) | 20cm bis 25cm | 60cm |
Wer an seinem Campusboard auch eine Möglichkeit zum Slopertraining haben will, kann halkugelähnliche Griffreihen anbringen. Auch hier rate ich dringend dazu, als Material Holz zu nehmen. Die Oberfläche sollte strukturlos und nur mit Schmirgelpapier bearbeitet sein. Also keine eingefräßten Rillen – die strapazieren die Haut unnötig.
Benchmarking von Campusboardleistungen
Campusboards sind die gefährlichste Trainingsform für Kletterer. Nur mit schlechter Technik zu klettern, ist auf Dauer noch schlimmer. **
(** Dave MacLeod – 9 von 10 Kletterern machen die gleichen Fehler)
Für den Vergleich von Zug-Leistungen am Campusboard möchte ich noch folgendes erwähnen: Wer sich bei Übungsklassiker, wie „1-5-9“ mit anderen Leuten messen will, sollte Quasistandards des Boards berücksichtigen. Dazu zählen die Neigung, der Leistenabstand und die Leistengröße. Um Leistungen 100% vergleichbar zu machen, müssten diese Maße identisch sein. Glaubt man den Jungs von rockclimberstrainingmanual.com, dann haben sich hierfür eine Neigung von 15-17°, ein Leistenabstand von 22cm (Moon Spacing) und eine Leistengröße von 19mm/18mm mit entsprechender Rundung durchgesetzt.
Die kleinen Campusleisten von Metolius, Moon und auch von target10a sind sehr ähnlich. Der Abstand von 22cm ist sehr weit. Nimmt man hier aber mit 11cm die Hälfte, hat man einen luxuriösen Leistenabstand und die Möglichkeit des Vergleichs.
Fünf Fehler beim Bau eines Campusboards
- Keine Fußleisten: Ohne Fußleisten verliert das Board erheblich an Wert. Fußleisten sind zur Skalierung der Schwierigkeit und zur Übungsvariation unverzichtbar. Manche Übungen, wie Block and Swing, sind ohne Trittleisten überhaupt nicht möglich.
- Fußleisten oder Tritte unregelmäßig oder mit Abständen dazwischen anbringen: Mit verlässlichen Trittleisten kann das Training optimal skaliert und reproduziert werden. Am Campusboard soll keine Tritttechnik trainiert werden.
- Verschiedene Leisten in einer Reihe abwechseln anbringen: Einige Hersteller bieten Leisten mit zwei verschiedenen Profilen an („Dual“ Campusleisten). Aus Platzmangel und um den Besuchern einen vermeintlichen Mehrwert zu bieten, werden diese Leisten manchmal abwechselnd in einer Reihe geschraubt. Meiner Erfahrung nach ist dieser Leistenwechsel beim Training extrem störend! Also bitte für ein Profil entscheiden!
- Das gleiche gilt für Griffbretter: Wer sich den Luxus gönnen kann, z.B. eine Reihe mit Trainingsboards wie dem beastmaker zu bestücken, dann bitte für eine Board entscheiden! Das beastmaker 1000 und 2000 im Wechsel anzubringen macht die komplette Reihe fast wertlos! Man muss einfach die Möglichkeit haben, bei jedem Zug die gleiche Griffform nehmen zu können.
- Den Abstand zum Boden (Matte) zu gering wählen: Der Abstand der ersten Leisten zum Boden sollte 1,50m oder auch 1,60m betragen. Diese Höhe ermöglicht einen komfortablen Start und Freiraum für die Beine. Bei Verwendung einer Bouldermatte muss deren Höhe mit berücksichtigt werden!
Verschiedene Campusboards im Vergleich
Campusboard | Neigung | Horizontaler Abstand zur Fußleiste | Vertikale Höhe zur Startleiste | Fußleisten |
---|---|---|---|---|
Güllich Campusboard | ca. 12° | – (keine Fußleisten) | ca. 215cm | nein |
Blockhelden Bamberg | 18,2° | 39cm | 98cm | ja |
Blockhelden Dechsendorf | ca. 18° | ? | ? | ja |
DAV Kletterhalle Würzburg | 15,0° | 80cm | 150cm | ja |
Rock Inn Würzburg | 12,4° | – (keine Fußleisten) | 130cm | nein |
Block Hütte Augsburg | 15,3° | 65cm | 170cm | ja |
Boulderwelt München West | 18,2° | 100cm | 155cm | ja |
Zum Schluss
Soweit zum Bau und Design eines Campusboards. Wie man daran trainiert und welche Übungen es gibt, kannst du diesem Artikel hier entnehmen: Campusboard- Training und Übungen
Wie so oft im Leben sind viele der hier genannten Details manchmal auch Geschmackssache. Wenn du andere Erfahrungen oder Idealvorstellungen von einem Campusboard hast, dann schreibe doch sehr gerne einen Kommentar!
Sehr guter Artikel. Danke!
Als ich mich vor 1,5 Jahren zum ersten mal damit beschäftigt habe, da ich mir ein eigenes Campusboard bauen wollte, wurde mir klar das es doch viel recherche braucht. In meinen Hallen vor Ort sind die Boards schon sehr unterschiedlich. Ebenso fällt dann auch das Training daran aus. Ich habe mir also in verschiedenen Hallen die Boards genauer angeschaut um für mich das „Ideal“ herauszufinden. Außerdem spricht man ja mit vielen Leuten die daran trainieren. Für mich persönlich hat sich z.b. ein Winkel von 15° herausgestellt. Meine Leisten haben einen Abstand von 22cm bekommen und ich habe aus Platzmangel im Wechsel zwei größen angeschraubt und komme damit bestens zurecht. Dein Punkt 3 bei den „Baufehlern“ kann ich für mich persönlich nicht nachvollziehen ( ist einfach Geschmackssache). Was ich für mich herausgefunden habe, und auch viele meiner Bekannten so sehen, ist das die Länge von 40cm arg kurz ist. In Frankfurt (Dynochrom) und Darmstadt (DAV) sind sie ca. 60cm und die Spuren lassen erkennen das die meisten Leute weit außen greifen.
Mein Fazit ist, das es das ideale Campusboard für Jedermann nicht gibt. Ich empfehle jedem vor dem Bau eines eigenen Campusboards sich in verschiedenen Hallen die Boards genau anzuschauen und auch auszuprobieren mit einer richtigen Trainingseinheit.
Danke nochmal. Hast eine tolle Seite.
Welche Brettdicke sollte denn verwendet werden für das Board. Also welches Platte sollte verwendet werden, auf die dann die Leisten befestigt werden?
Danke für die Rückmeldung.
Meiner Meinung nach langt 18mm Sperrholz oder OSB-Platte.
Hat jemand andere Erfahrungen?
Super Artikel! Bin gerade dabei, in meinem Dachboden ein Campusboard zu installieren und war deshalb froh, (mehr oder weniger) alle essentiellen Informationen in diesem Beitrag zu finden. Vielen Dank!
Pingback: Land der begrenzten Möglichkeiten: das Klettertraining zuhause | Bergfreunde
Sehr guter Artikel, der die wichtigsten Punkte auflistet, die beim Bau eines Campusboards zu beachten sind. Vielen Dank für die detaillierte Beschreibung und die Querverweise auf andere Boards.
Wir möchten in unserem Boulderraum ebenfalls ein Campusboard installieren. Von den Abmessungen her (Neigung, Höhe der ersten Leiste, Leistenabstände, Fußleisten) wird es in die gleiche Richtung gehen.
Fußleisten sind mir persönlich ebenfalls sehr wichtig, da man dadurch den Einsatzbereich des Boards deutlich erweitert. Gezieltes Oberkörpertraining und Fingerkraftaufbau werden dadurch für den Durchschnittskletterer erst möglich, ohne sich nach zwei Sessions bereits die Ringbänder zu beschädigen. Zwei-Finger-double-Dynos sind halt nicht jedermanns Sache.
Dieser Artikel hat mir Tage an Zeit gekostet 🙂 ! Ich hoffe er hilft so manchem!
Vielen Dank für den wirklich sehr informativen Artikel. Ist mit großem Abstand die beste Informationsquelle zum Bau eines Campusboard im Netz.
Hat mir beim Bau meines Boards sehr geholfen!!!
👍🙂 Danke!