Wie du dein Training optimierst und dein maximales Potential als Kletterer entfaltest

Um maximal gut zu Klettern geht es nicht darum dich in den Boden hineinzutrainieren. Es geht viel mehr darum herauszufinden was du weglassen kannst, anstatt noch mehr zu trainieren. Lerne, wie du auf jeder Leistungsstufe optimal trainierst und befreie dich von Zwängen, die dich zurückhalten.

Der Weg zum maximal gutem Klettern – egal, ob du das als das Ausreizen deines Kletterpotenzials oder das Optimieren deines Klettererlebnisses definierst – ist kein einfacher. Es gibt keine Abkürzungen, sondern du must die erforderliche Zeit und Disziplin aufzubringen. Aber mehr ist auch nicht immer gleich besser. Der „Trainiere bis zum Umfallen“-Ansatz führt nicht an deine Wunschziele.

Optimales Training für Kletterer

Hier kommt das alte Qualitäts-gegen-Quantitäts-Argument ins Spiel. Beim optimalen Training geht es selten darum, mehr Training im Allgemeinen zu machen, also die Umfänge noch weiter zu steigern. Sondern es geht darum, mehr von den richtigen Arten von Training zu machen.

Für einen Kletteranfänger ist die richtige Art des Trainings normalerweise ziemlich einfach: Klettere regelmäßig, um eine solide Basis an Kletterfähigkeiten aufzubauen, sowohl technisch, körperlich als auch mental. Für den fortgeschrittenen Kletterer muss das richtige Training jedoch häufiges, herausforderndes Klettern mit ergänzender Arbeit verbinden. Auf der Eliteebene wird optimales Training zu einem noch viel komplexeren Unterfangen: Es geht darum subtile Leistungsbeschränkungen in jedem Bereich der Leistungstriade (mental, technisch und körperlich) zu identifizieren und zu beseitigen.

Befreie dich von deinen Zwängen

In dieser ultimativen Phase der Reise zum bestmöglichen Klettern geht es hauptsächlich darum, die Dinge abzustreifen, die dich zurückhalten. Dazu gehört technische Ineffizienzen zu beseitigen, sich von Ablenkungen zu lösen, Ängste zu überwinden, kontraproduktive Gewohnheiten zu brechen, Leistungsdruck zu beseitigen, Zeitverschwendung mit unwichtigen Aktivitäten zu reduzieren und dein Training ständig zu verfeinern, um das Beste aus jeder Minute herauszuholen, die du beim Training verbringst. Dies ist eine Strategie, die die besten Kletterer der Welt anwenden.

Ja, ich propagiere hier intensiven Pragmatismus als gute Tugend! Dein tägliches Denken und Handeln verändert sowohl was du in der Gegenwart bist, als auch was du in der Zukunft sein wirst. Der Verzicht auf Pragmatismus wäre eine Form der Selbstsabotage.

Es kommt also alles auf die Praktikabilität an. Was funktioniert? Was funktioniert nicht? Was könnte funktionieren, wenn du es eine angemessene Chance geben würdest? Du musst die Denkweise eines Bildhauers annehmen, dessen Kunstwerk nie vollendet wird. Jeder Tag bietet Möglichkeiten, um dich als einzigartiges Individuum neu zu hinterfragen und dich zu verbessern.

Wer bist du?

Hinter jedem Schritt dieses Verbesserungsprozesses steht die Bereitschaft, etwas über dich selbst zu lernen. Was für jemand anderen funktioniert, muss nicht unbedingt für dich funktionieren und umgekehrt. Dasselbe gilt für das, was dich einschränkt und zurückhält. Erfolg ist persönlich – er hängt davon ab, welche Stärken du mitbringst und welche Schwächen dich zurückhalten.

Investiere Zeit deine spezifischen Stärken und Schwächen als Kletterer zu dokumentieren. Wenn du dir nicht sicher bist, wo du anfangen sollst, stelle dir einen Timer auf drei Minuten ein. Nehme dir die Zeit, alles aufzuschreiben, was dir in jeder Kategorie zuerst in den Sinn kommt. Mache dir zunächst keine Gedanken darüber, was du aufschreibst – du kannst die Aspekte später immer noch ändern. Konzentriere dich vorerst darauf, deine unmittelbaren Gedanken zu Papier zu bringen.

Sehe dir danach deine ermittelten Stärken und Schwächen an. Beurteile jede einzelne von diesen anhand deiner persönlichen Klettererfahrung, wie exakt sie auf dich zutreffen. Sind diese alle wahr im Hier und Jetzt? Trenne Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in separate Listen. Wie sehen deine vergangenen Stärken und Schwächen im Vergleich zu denen der Gegenwart aus? Wie möchtest du, dass sie in Zukunft im Vergleich zu heute aussehen? Was ist wichtig für deine Leistung und was kann in den Hintergrund treten?

Das ist ein Aufmerksamkeit fordernder Prozess. Aber auch eine Art geheimes in sich gehen, das die Tiefen deines Wesens auslotet und das Unbekannte erforscht. Du kannst eine Vision von deinem Potenzial als Kletterer entwickeln und basierend auf diesen Stärken und Schwächen deinen Weg dorthin planen. Deine Stärken und Schwächen werden sich auch im Laufe der Zeit angleichen und verändern. Eine der vielen schönen Seiten des langfristigen Kletterns ist, dass Weisheit, Effizienz und eine durchdachtere Herangehensweise an das Klettern mit den Jahren kommen. Die Zeit macht den Prozess noch geistreicher, befriedigender und tiefgründiger.

Du willst mehr konkretes? Deine Reise zum bestmöglichen Klettern ist letztendlich selbst gesteuert, aber es ist möglich, den Fortschritt zu beschleunigen, indem du dich auf die Erfahrung anderer stützt. Lese folgende Artikel für weiterführende Informationen:

• Die 8 schwersten Fehler der Trainingsplanung und Gestaltung
• Prioritäten richtig setzen – Nutze diese Reihenfolge für dein Klettertraining!
• Klettertechnik verbessern!
• Sechs Technikfehler von fortgeschrittenen Kletterern

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Wenn dich dieser Artikel zum Nachdenken anregt hat, bzw. einleuchtend war, dann lies bitte das Buch Maximum Climbing von Eric Hörst!

Übersetzt mit freundlichem Einverständnis von Eric Hörst von trainingforclimbing.com.

Originalartikel von Eric Hörst erschienen im Januar 2019 auf trainingforclimbing.com